2017 – Rügen – Regen

Rammbah Tour 2017

Am besten bleibst du heute im Haus – es regnet den ganzen Tag in Stralsund!“ Wer, wie facebook, frühmorgens ungefragt solche klugen Ratschläge gibt, kann natürlich nicht damit rechnen, dass wir dem nachkommen. Zumal wir ja nicht in Stralsund bleiben wollten. Die schöne Hansestadt, bei der wir am Vorabend, nach der 650 km Anreise, im Traditions-Fischrestaurant „Kogge“ hervorragend bewirtet wurden, sollte nur Ausgangs- und Endpunkt unserer Tour sein, die uns einmal rund um die schöne Insel Rügen führen würde.

Mit dem Rad kommt man nach Rügen über die alte Brücke, die imponierende neue Brücke ist für den Autoverkehr reserviert. Als Radler blickt man die meiste Zeit zu ihr hoch. Auf der Insel angelangt biegen wir sofort scharf links ab nach Altefähr – und ist wieder im alten DDR-Zauber: Kopfsteinpflaster und ein holpriger, nicht asphaltierter Radweg. 72 km führt uns die Strecke überwiegend die Küste entlang bis nach Wiek. Die Strecke ist reizvoll, herbe Küstenlandschaft, immer wieder ein Blick auf’s Wasser. Die Ortschaften sind klein. Wir treffen nicht viele Menschen und haben die Vermutung, das liegt nicht nur am starken Wind, viel Regen und niedrigen Temperaturen.

In Rambin waren wir in der kleinsten Bäckerei aller RAMMBAH-Touren und bekamen so gerade noch ein Stück Kuchen, ehe die freundliche Bedienung um 11:30 die Türe abschloss, weil wohl kein Kunde mehr zu erwarten war. Bevor wir uns zur Mittagspause in Gingst u.a. mit Spiegeleiern und Bratkartoffeln aufwärmten, besuchten wir die Kultur- und Wegekirche in Landow, die schon bessere Zeiten, aber auch schlechtere Zeiten erlebt hat. „Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten“ (Hilde Domin) stand dort zu lesen oder auch „Wem seine Sonne scheint, derselbe darf nicht gucken, ob irgendwo der Mond, und andere Sterne blicken“ (Angelus Sielesius). Das hat was! Tatsächlich wird in den drei Tagen unserer Tour, nur unsere persönliche innere Sonne scheinen – bis auf einen ganz kurzen Moment lässt sie sich am Himmel über Rügen ansonsten nicht blicken. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Die ist sehr gut. Und dazu trägt am ersten Abend ganz entscheidend Freddy Hahn bei, die kölsche Frohnatur und der gute Geist des Hotels Herrenhaus Bohlendorf. Bei ihm ist der Gast König. Seit über 40 Jahren ist er im Service tätig und wir sind, nach 36 Jahren RAMMBAH, übereinstimmend der Meinung, dass wir einen so tollen Service noch nie hatten.

Von Wiek aus geht es am nächsten Morgen in nördlicher Richtung immer weiter die Küste entlang, die als Steilküste zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Am Kap Arkona treffen wir dann auch auf die erwarteten Touristenmassen, aber schon kurz danach, die Küste jetzt in südlicher Richtung, über die Landzunge „Schabe“ sind wir auf dem Radweg wieder ziemlich solo. In Binz ist dann richtig Halligalli – auch in Vorbereitung auf den in zwei Tagen stattfindenden Ironman-Triathlon. Und dann gab’s einen richtigen Knall, und zwar am allerersten Berg der Tour, wie auf Protest, zerplatzte der Hinterreifen von Markus. Im gleichen Moment öffnete der Himmel endgültig alle Schleusen und es schüttete wie aus Eimern. Dank Smartphone fanden wir aber in Zweirad-Deutschmann einen freundlichen Helfer, der ruck-zuck und kurz vor Feierabend (18:00 Uhr) Mantel und Schlauch austauschte. Bis zum Quartier in Baabe gab’s dann nochmals Bergwertung und Walddurchfahrten, aber als in der Villa Sano das Ankunftsbier schnell und freundlich serviert wurde, waren wir uns einig, dass es wieder ein toller Radtag gewesen war. 80 km hatten wir gefahren.

Der dritte und letzte Radtag brachte 82 km, von denen der überwiegende Teil auf nicht asphaltierten, teilweise schwer zu trampelnden Wegen absolviert wurde. Regen hatten wir weniger als in den Tagen zuvor, der Wind blieb sehr kräftig und scheute sich auch nicht, von vorne zu blasen. Die kleinste Fähre aller RAMMBAH-Zeiten nutzten wir bei Moritzdorf und in Poseritz blamierte sich Manfred im Café der Molkerei mit der Bestellung einer Cola. Das ist dort so schlimm, wie im Kölner Brauhaus ein Altbier zu bestellen. Es gab stattdessen also Milch…

Dabei blieb es aber nicht am Abend. Zurück in Stralsund, ließen wir die Nacht des Denkmals auf uns einwirken und die Folgen von Alkohol. Kam beides gut an. Stralsund ist einfach eine tolle Stadt und es war wieder eine tolle Tour, mit dem einzigen Wehrmutstropfen, dass wir nicht komplett fahren konnten. Auf das Wohl unseres erkrankten Freundes haben wir immerhin so oft angestoßen, dass ihm das in den Ohren geklingelt haben dürfte. Und im nächsten Jahr ist er wieder dabei.