Von Mannheim nach Hause
„Ich hab‘ Herby nicht gewählt,“ stand auf den Protest-T-Shirts’s, die Jacques, Reinhold und Manfred beim Frühstück bei Herby vor Fahrtantritt den anderen Vier nebst „besseren Hälften“ präsentierte. Herby nahm’s mit Humor, dass auf diese Weise an das etwas überraschende Abstimmungsergebnis für seine „Surprise-Tour“ beim letzten Martinsgansessen erinnert wurde. Das T-Shirt wollten die drei „Protestler“ während der Fahrt stets zücken, wenn es etwas zu „meckern“ gab. Die Gelegenheit ergab sich in Bad Breisig. Einer der Vier, die ohne T-Shirt geblieben waren (weil sie ihn gewählt hatten) bot Höchstpreise für das T-Shirt, weil wir nicht mehr in das verlockende Bad Hönningen kamen, denn das lag, unerreichbar für uns, auf der anderen Rheinseite…
Aber der Reihe nach: die 25. (Jubiläums-)Rammbah-Tour begann mit großem Rätselraten, wohin es führen würde. „Nur keine Berge“, wenn Herby plant, war einhellige Meinung. Aber mit dem Tip Norddeutschland lagen wir alle falsch. Am Bahnhof in Duisburg klärte Herby auf, dass es nach Speyer gehen würde, von dort den Rhein zurück nach Hause. In Mannheim verpaßten wir fast den Ausstieg und in Speyer angekommen wußten wir, was Herby mit der Tourbeschreibung „Back to the Roots“ meinte: wir Mittvierziger zogen wieder in eine Jugendherberge (!) ein. Mit Bettenmachen und allem drum und dran, wie früher. Aber das heißt heute Jugendgästehaus, etwas verstohlen kann man sogar Bier kaufen und noch nach zehn Uhr ins Haus kommen. Herby hatte einen „Speyer-by-Bike-Guide“ engagiert und so radelten wir die ersten 22 km der RAMMBAH-Tour in und um Speyer ab, bis wir uns im Biergarten erholten.
Am nächsten Morgen ging es Richtung Mainz, über Worms, und somit hatten wir an zwei Tagen schon alle drei Kaiserdome besichtigt und die Etappe waren 115 km. Ausser einem Speichenbruch in Worms bei Manfred, den Reinhold, wie immer, fachmännisch repariert, gibt’s keine Zwischenfälle. Von Mainz aus gings weiter nach Bad-Breisig (sh.o.) wobei Elle sich für diese längste Etappe (142 km) erst einmal einen neuen Sattel kaufte. Immer am Rhein entlang, in umgekehrter Richtung, von Bonn bis Bingen, waren wir das vor 23 Jahren gefahren – hat sich nicht viel verändert. Am späten Abend macht Reinhold Bekanntschaft mit der Staatsmacht und bekommt von den Polizisten, die ihn aus der Kneipe führen, das Grundgestz erklärt, insbesondere den Schutz der Persönlichkeit vor ungenehmigten Fotos, was in diesem Falle zwei halberwachsene Zicken waren. Fotos von den Beiden können wir leider nicht (mehr) zeigen… Bad Breisig gefällt uns nicht so gut, wie Bad Hönningen uns gefallen hätte, aber wir nähern uns dem Rheinland, denn es wird Gaffel-Kölsch ausgeschenkt, und die haben lustige Bierdeckel mit Sprüchen wie: „Die Familie ist das Wichtigste im Leben – trinken Sie Brüderschaft“ oder „Der Pessimist sagt: „Das Glas ist halb leer“. Der Optimist sagt: „Aber nicht mehr lange!“.
Am nächsten Morgen sind wir um 10.30 Uhr in Remagen und müssen noch nach Düsseldorf. Insgesamt soll die Etappe 118 km sein und einer spricht laut den verhängnisvollen Satz aus: „Und was machen wir dann am Nachmittag?!“ Erfahrungsgemäß werden das immer die längsten RAMMBAH-Tage auf dem Rad, so auch diesmal. Erst um 19.45 Uhr kommen wir dort an. Zum Glück geht es in der Düsseldorfer Altstadt bis tief in die Nacht richtig zur Sache. Wir stärken und im Brauhaus „Füchschen“ und müssen, um dorthin zu kommen, wiederum nur von unserem „Jugendgästehaus“ (!) über die Rheinbrücke.
Am Sonntag sind es dann noch einmal 102 km bis zum gemeinsamen Abschluss-Bierchen im „Wintergarten“ an der Dingdener-Str. in Bocholt, wobei wir eine ausgedehnte Mittagspause bei sengender Sonne an einer Rheinterasse bei Orsoy gemacht haben. Nach dem sich Jacques zum dritten Bierchen hat überreden lassen, bevor sich die Wege trennen, tröstet er sich beim Davonfahren mit dem Satz: „Ist nicht schlimm, ist ja noch hell draussen“ (wir waren um 16.45 im Wintergarten gelandet). Aber den besten Spruch lieferte Franz-Josef ab, als Herby sich herausreden wollte, dass ihn Bad Hönningen gar nicht reizt, denn „ich bin ein häuslicher Mensch!“ Darauf Franz-Josef: „Hast du dich operieren lassen?!“ Den zweitbesten Spruch steuerte Reinhold bei, der sich ansonsten als Kassierer, Reparierer und unermüdlicher Email-Schreiber hervortat: als Herby sich beschwerte, dass alle sofort meckern, nur weil er kurz bauchnabelfrei sei, meinte Reinhold: „Wenn man aus deinem Bauchnabel Sekt schlürft muss man anschließend das Auto stehen lassen, um den Führerschein nicht zu verlieren….“