2005 – Dresden – Prag

„neue Dimensionen“

„Surprise, Surprise“, so heißt der Super-Hit, von Norah Jones dahin gehaucht. Nach dem im letzten Jahr die erste Rammbah-Surprise-Tour auch ein Hit war, gab’s dieses Jahr wieder hierfür den Zuschlag, beim harten Wettbewerb der Vorschläge beim Martinsgansessen. (Nebenbei: der Vorschlag, dass unsere Frauen für uns eine Tour vorbereiten wollten, war die eigentliche Sensation bei der Vorstellung der Vorschläge. Eine Mehrheit fand er indes (noch?) nicht). Also wieder Surprise – und erst an jedem Autobahnkreuz wurde klarer, wohin die Reise ging: Pirna bei Dresden war der Ausgangspunkt. Und natürlich wurde der erste Abend in Dresden verbracht. Diesmal stand die Frauenkirche in äußerer Vollendung, die beim letzten Rammbah-Besuch noch im Rohbau war. 

Am Donnerstag standen wir dann vor der Elbe und Markus und Elle lüfteten das Geheimnis: links ab oder rechts ab? Es ging rechts ab und damit war schnell klar, dass der Endpunkt Prag ist und wir den Elbe-Radweg fahren würden. Ca. 100 km waren zu fahren, aber es ging Rammbah-gewohnheitsmäßig gemütlich los: das wunderschöne Wegstück entlang der Elbe und der sächsischen Schweiz, vorbei an der Bastei, dann hoch zur Festung Königstein, mit mehrerern Pausen, um die Landschaft und das tolle Wetter zu genießen. Erst gegen Mitag, als wir in der Tschechei waren, wurde die Fahrt flotter bis wir am Abend Litomerice erreichten. 

Der Freitag begann mit dem Besuch im KZ Theresienstadt. Die menschenverachtende, grauenhafte Gefühlskälte der Nazi-Schergen ist beim Anblick der Zellen bis heute intensiv spürbar. Wieder war es nach Mittag, bis wir weiter kamen und es standen noch 100 km auf dem Plan. Trotzdem wollten wir ein schönes Mittagessen uns nicht entgehen lassen, auch wenn es schon fast Kaffeezeit war. Melnik wurde auserkoren und erst, als wir prustend auf dem Marktplatz ankamen, lasen wir im Reiseführer: „Ein Besuch des Städtchens geht mit der Bewältigung einer beträchtlichen Steigung einher“. Es entschädigte prima Essen und Trinken in einem schönen Biergarten mit herrlichem Ausblick ins Tal und noch herrlicheren Ausblick in das beträchtliche Dekolleté einer Dame am Nachbartisch. In Melnik verließen wir die Elbe und es ging weiter an der Moldau entlang, was zum Teil recht abenteuerlich war, an einem einsamen, schmalen Fussweg direkt entlang dem Flussufer. Ein falscher Schlenker über die Baumwurzeln und man ist bei den Fischen! Prag erreichten wir erst in der Dunkelheit. Der Anblick war umso schöner und ließ uns auch verschmerzen, dass unser Hotelschiff überbucht war und wir zu einem Schwesternschiff weiter fahren mussten, das am südlichen Stadtrand von Prag lag. Am Abend ging es noch in die Stadt und der erste Eindruck war allerbestens. 

Elle macht am Samstag den Fremdenführer in Prag und beklagt die mangelhafte Disziplin der „Mitwanderer“, die das natürlich ganz anders sehen. Es gibt halt an jeder Ecke etwas zu staunen – die Stadt ist einfach klasse. Ganz klasse ist auch, dass Herby sich bereit erklärt, das Auto von Pirna zu holen und somit den Tag zu opfern. Gegen Mittag führt uns Elle in die „Kleinseite“ – immer den Berg hoch, „bis über die Kirchturmspitzen auf der anderen Moldau-Seite“. Aber es lohnte sich: das Mittagessen war super! Bis in die tiefe Nacht genießen wir die goldene Stadt. Am Sonntag waren 812 km Autofahrt zu absolvieren. Aber für zwei so tolle Städte wir Dresden und Prag – und „zwischendurch“ gab es auch viel zu sehen und zu genießen – das war die Wegstrecke dicke wert. Und da macht es auch gar nichts, dass die Tour mit 230 km (in zwei Tagen) auf dem Rad die Tour mit den insgesamt wenigsten Kilometern war. Zum ersten Mal seit drei Jahren waren alle sieben Rammbah’s auch wieder komplett an Bord. So soll’s sein – hoffentlich auch bei unserer „Silber-Tour“ (25) im nächsten Jahr.